You are here

Employee Experience: Jeder Berührungspunkt zählt

Es gab schon schlechtere Zeiten, angestellt zu sein. Der Stellenwert von Mitarbeitern ist hoch wie nie. Zu verdanken ist das dem Mangel an Arbeitskräften.
Veröffentlicht am 20.08.2022
Bild: Parradee - stock.adobe.com

Ein Mitarbeiter ist längst nicht mehr nur eine Nummer. Ganz im Gegenteil: Seine Erlebnisse, Fähigkeiten und Gedanken sind wichtig für ein Unternehmen. In diesem Zusammenhang fällt vermehrt der Begriff Employee Experience. Doch was ist das eigentlich?

Von Recruiting bis Austritt zählt jeder Touchpoint

Die Customer Experience ist vielen ein Begriff. Damit werden alle Erlebnisse eines Kunden mit einem Unternehmen oder einem Produkt beschrieben. Das Pendant aus dem Personalbereich ist die Employee Experience. Sie beschreibt alle Berührungspunkte eines Arbeitnehmers mit seinem Arbeitgeber.

Dabei kreuzen sich die Wege nicht erst im Büro oder der Lagerhalle. Schon vor dem Bewerbungsprozess erleben potenzielle Mitarbeiter ein Unternehmen über deren Recruitingmaßnahmen von Stellenanzeigen über Präsenzen auf Jobmessen bis hin zu kreativen Imagekampagnen auf TikTok-Kanälen.

Gleichzeitig endet die Employee Experience nicht mit dem Austritt aus dem Unternehmen. Ausgeschiedene Mitarbeiter sind weiter Multiplikatoren für ihren bisherigen Arbeitgeber. Wer sich also gut stellt, sich möglicherweise sogar regelmäßig erkundigt, sammelt Pluspunkte – beim ehemaligen Mitarbeiter, aber indirekt auch bei all dessen Kontakten.

Möglichst positive Employee Experience dank Employee Engagement

Arbeitgeber sollten also daran arbeiten, ihren Mitarbeitern das bestmögliche Erlebnis während ihres Angestelltenverhältnisses zu ermöglichen. Das klingt im ersten Moment nach Wohlfühloase und Urlaub, ist aber in Zeiten hoher Fluktuation und kaum Auswahl auf dem Arbeitskräftemarkt ein Muss.

Alle Maßnahmen, die zur positiven Employee Experience beitragen, fallen unter diesen Begriff. Dazu zählen professionelles Führungsverhalten, moderne Unternehmenskultur oder auch banal wirkende Mittel wie optimierte Arbeitsplätze und Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung.

Der Lohn, wenn Mitarbeiter sich im Unternehmen wohlfühlen: Sie binden sich nicht nur selbst an den Arbeitgeber, sondern wirken auch als positive Multiplikatoren. Sie können durch Mitarbeiterempfehlungen auch zum Recruiting beitragen und ihrer Firma dadurch Kosten in der Mitarbeiterakquise sparen.

Wie sieht der Zyklus eines typischen Angestellten aus?

Es gibt in der Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber dutzende Berührungspunkte vom Bewerbungs- bis zum Abschiedsgespräch. Um aus HR-Sicht besser verstehen zu können, an welchen Punkten in der typischen Unternehmenslaufbahn eines Mitarbeiters angesetzt werden kann, hat sich der Employee Lifecycle etabliert. Er beschreibt in sieben Schritten das gesamte „Jobleben“ eines Angestellten mit seinem Arbeitgeber.

1. Attraction: Im ersten Schritt werden spätere Mitarbeiter auf das Unternehmen aufmerksam. Firmen mit starker Arbeitgebermarke punkten gegenüber solchen mit wenig Strahlkraft.

2. Recruitment: Das Recruitment beschreibt den gesamten Bewerbungsprozess. Dazu zählen sämtliche Telefonate, E-Mails, Gespräche und Verabredungen. In dieser Phase gibt es erstmals viele Berührungspunkte.

3. Onboarding: Aus Bewerber wird Mitarbeiter: Im dritten Schritt des Zyklus beginnt das Verhältnis auch auf dem Papier. Wer hier als Arbeitgeber einen guten Job macht, legt einen wichtigen Grundstein für eine positive Employee Experience.

4. Development: Viele Mitarbeiter sind wissbegierig, neugierig und wollen sich persönlich weiterentwickeln. Diese Phase des Employee Lifecycle ist wichtig, damit Angestellte nicht den Spaß am Job verlieren.

5. Retention: Um rechtzeitig eingreifen zu können, wenn die Lust doch verloren geht, sind regelmäßige Feedbackgespräche elementar. In einem möglichst vertrauensvollen Verhältnis entsteht so Bindung.

6. Exit: Kommt es früher oder später zum Abschied, sollte dieser von beiden Seiten, vor allem aber der des Arbeitgebers, harmonisch ablaufen. Jeder ausscheidende Mitarbeiter bleibt Multiplikator.

7. Alumni: Bestenfalls wird der Kontakt aufrechterhalten, aus Mitarbeitern werden Alumni. In dieser Phase tragen gemeinsame Berührungspunkte immer noch zur Employee Experience bei – und das obwohl die Anstellung bereits beendet ist.

Von Johannes Striegel